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Alentejo – unberührte Natur und ein Dorf voller Tradition

Alentejo – unberührte Natur und ein Dorf voller Tradition

Ostern 2019 habe ich mich auf den Weg gemacht, um Portugal im Frühling zu erkunden. Bisher erlebte ich das Land nur auf meinen Reisen im Herbst, wenn der lange heiße Sommer schon vorbei und die Vegetation eher trocken und verbrannt war. Im Frühling ist es eine völlig andere Welt; alles ist grün und die Blumenwiesen blühen in den unterschiedlichsten Farben, ein wunderschöner Lichtblick nach einem kalten deutschen Winter!

Bei der Reiseplanung hatte ich nicht damit gerechnet, dass mein Urlaub etwas anders verlaufen sollte als ursprünglich gedacht.

Ursprünglicher Alentejo: Korkeichen und Olivenbäume

Völlig übermüdet, nach nur zwei Stunden Schlaf und einem dreistündigen Flug, mache ich nach meiner Ankunft in Faro einen kurzen Zwischenstopp am Meer. Der Flughafen liegt nur ca. fünf Fahrminuten vom Strand entfernt, also heißt es: einmal tief die frische Meeresluft einatmen und die Seele baumeln lassen – endlich angekommen!

Danach geht es dann mit dem Mietwagen in ca. 2 Stunden in Richtung Norden, ins wunderschöne Alentejo, dass bekannt für seine flache und naturbelassene Landschaft ist, geprägt von weiten Wiesen, Kornfeldern und Olivenbäumen. Auch die berühmte Korkeiche ist hier zu Hause, man findet sie oft am Straßenrand und es lohnt sich anzuhalten, um die verschiedenen Stadien der Ernte anzusehen.

Osterfeierlichkeiten in Serpa

Mein Ziel ist das verschlafene Dorf Serpa, typisch portugiesisch. Bei meiner Ankunft erwarte ich Ruhe und Natur und erlebe stattdessen eine große Überraschung: Das gesamte Dorf steht Kopf! Alle Häuser sind festlich geschmückt und die Straßen sind gesperrt. Tribünen, Luftballonverkäufer und Karussells säumen die Straßen.. Viele Menschen strömen durch die Gassen und man merkt: Heute ist ein besonderer Tag.

Mit meinem Koffer mache ich mich über gepflasterte Straßen auf den Weg zur charmanten, kleinen Pension direkt neben der Dorfkirche. Doch unterwegs wird mein Weg schon von einer Prozession durchkreuzt, angeführt von einer Marienstatue und begleitet von kirchlichen Gesängen, die hier gerade vorbeizieht. Staunend bleibe ich stehen und beobachte das Treiben um mich herum. Das ganze Dorf ist auf den Beinen und alle freuen sich auf den großen Umzug. Neben Ostersonntag und -montag ist hier der Dienstag ein lokaler Feiertag und ich bekomme so langsam eine Ahnung, was hier auch die nächsten Tage los ist.

idyllisches Dorf Serpa im Alentejo mit alter Stadtmauer<br>

Drei tolle Tage voller portugiesischer Tradition

Die Portugiesen klären mich auf: an Karfreitag wird jedes Jahr mit einer Prozession eine Marienfigur aus der Kapelle des nahegelegenen Berges hinunter ins Dorf gebracht und in der Kirche aufgestellt. Zu Ehren dieser "Nossa Senhora da Guadalupe" wird sie dann in regelmäßigen Abständen per Prozession drei Tage lang durchs Dorf getragen und als Höhepunkt am Dienstag zurück auf den Berg gebracht. Dieses Jahr passiert das ganze Schauspiel zum 40. Mal und deshalb ist alles gleich noch viel „verrückter“ als sonst.

Beim Umzug wird die Geschichte der Stadt erzählt und die Traditionen vorgestellt, die teilweise UNESCO Kulturerbe sind. Es gibt zig Wagen mit nachgebauten Kirchen, Aquädukten und Kastellen aus der Region, Gruppen die in traditionellen Gewändern singen oder tanzen, Schafe und Pferde, aber auch Blaskapellen und Perkussionisten. Als Kölnerin fühlt es sich ein wenig an wie „Karneval nur ohne Kamelle“ und dazu völlig in eine andere Zeit versetzt. So etwas habe ich noch nie erlebt und allein das war die lange Reise ins ursprüngliche Alentejo schon wert.

Stauseen, Nationalparks und das mittelalterliche Monsaraz

Nach so vielen Festlichkeiten und Eindrücken freue ich mich im Anschluss dann doch noch über ein wenig Ruhe und Erholung und verbringe die verbleibenden Tage zwischen Olivenhainen, Schafherden, Burgen, Nationalparks und ursprünglichen Bergdörfern.

Besonders gefallen hat mir das mittelalterliche Städtchen Monsaraz, ursprünglich eine Ritterburg aus Schieferstein auf einem Hügel erbaut. In den Stadtkern kommt man nur zu Fuß, die Stadtmauer ist noch vollständig erhalten und in den alten Häusern sind teilweise kleine Geschäfte, Cafés und Boutiquen angesiedelt. Neben leckerem Tee und Kaffee und portugiesischem Olivenöl findet man hier vor allem Kunsthandwerk wie Töpferware, geflochtene Körbe, Decken aus Schurwolle oder Baststühle. Zu guter Letzt hat man von jeder Ecke einen tollen Ausblick auf das wunderschöne Alentejo und die nahe Alqueva-Stauseeregion.

Fazit: Portugal muss nicht immer Lissabon oder Algarve sein, denn auch der eher unbekannte Alentejo hat unglaublich viel zu bieten! Viele Dörfer haben noch ihre eigenen Traditionen und die herzlichen Portugiesen sind sehr gastfreundlich.

6. Dezember 2021
Meike Kalume